06. September, 2016
- Claudia Christ
- 6. Sept. 2016
- 2 Min. Lesezeit
Morgen fahren wir zu meiner Verwandtschaft und am Donnerstag ist die Beerdigung.
Eigentlich sollte ich trauern, mich zumindest traurig fühlen, aber so richtig bin ich das nicht. Ich hab ein Gedicht für meine Oma geschrieben. Ich hab versucht, darin all meine Gefühle hinein zu bringen. Aber ich kann nicht sagen, dass ich mich anders fühle als vorher. Ich weiß, dass meine Oma tot ist; ich weiß auch, dass ich traurig bin, aber es ist alles so weit weg.
Wenn ich an die gemeinsamen Zeiten mit ihr zurück denke, dann kann ich mich immer nur an Besuche erinnern. Entweder, dass wir mal bei ihnen waren, oder seltener sie bei uns. Ich kann mich nur an kurze Zeiten erinnern.
Ich hatte nie eine Oma, zu der ich mal nach der Schule hätte gehen können, die mir bei Problemen mit meinen Eltern hilft, die auf Schulabschlüsse kommt oder einen Geburtstag mit mir feiert.
Im Gegensatz zu meiner Cousine, die all das erleben durfte, hatte ich das nie. Ich konnte immer nur anrufen, oder sie ein- zweimal im Jahr besuchen.
Vielleicht nimmt mich ihr Tod deshalb nicht so mit, weil ich nie eine enge Beziehung aufbauen konnte. Ja, sie war meine Oma und ja, ich hab sie sehr lieb, aber es war immer die Distanz dazwischen - und die ist jetzt auch da.
Ich denke, wenn ich bei der Beerdigung bin, wird es schlimm. Weil da die Entfernung weg ist, da ist dann keine Distanz mehr.
Im Nachhinein hab ich mich vorher schon damit versucht abzufinden, was ist, wenn sie stirbt. Immer wieder, nach jedem Telefonat meiner Mama mit meinem Opa, hab ich mich gefragt, was passiert wenn..., und wie reagiere ich darauf. Im Nachhinein bin ich auf erleichtert, dass das jetzt passiert ist und nicht im Urlaub, oder kurz davor. So können wir uns von ihr Verabschieden und danach zum Abschalten und zur Ablenkung wegfahren.
Sorgen mach ich mir mehr um meine Mama. Wenn sie alleine ist, höre ich sie oft weinen. Sie klingt total verzweifelt. Und ich weiß nicht, wie ich ihr helfen kann. Ich kann einfach nur daneben stehen und sie versuchen zu trösten. Aber das macht mich auch mit der Zeit fertig. Ich hoffe nur, sie übersteht das alles gut. Sie sagt mir oft, dass sie Angst vor der Beerdigung hat. Und ich hab Angst, dass sie es nicht verkraftet.
Ich hoffe, es wird alles wieder gut...

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